Heute hier, morgen Mord. Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2014 by Cordelia Borchardt Sabine Thomas

Heute hier, morgen Mord. Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2014 by Cordelia Borchardt Sabine Thomas

Autor:Cordelia Borchardt, Sabine Thomas [Cordelia Borchardt, Sabine Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104030876
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2015-05-29T22:00:00+00:00


Sie handelte von Johannes – so einen Namen kann sich nur einer ausdenken, der in der Rhön alternativ und fernab der Welt dahinvegetierte –, einem Typ, der immer schon einen Krimi schreiben wollte, es aber niemals hinkriegte. ›Woher kennt der mich?‹, fragte ich mich überrascht, als ich die ersten Seiten gelesen hatte. Davon wusste doch keiner was, nicht mal der Tomm, der es ihm vielleicht hätte schreiben können – wenn der Tomm überhaupt schreiben konnte. Aber dann fiel mir ein, dass es vermutlich verdammt viele Leute gibt, die gerne mal einen Krimi schreiben würden, es aber nie hinkriegten. Das beruhigte mich, und ich blätterte weiter, wenn man so was vom Lesen am Bildschirm wirklich sagen konnte.

Dieser Johannes mühte sich jahrelang ab mit allen möglichen Geschichten, die er nie zu Ende erzählte und bei denen er meistens nicht über den Anfang hinauskam. So wie der Tomm es immer tat, konnte ich dazu nur ›Genau!‹ sagen. Aber dann besuchte er eines Tages einen Freund, den er lange nicht mehr gesehen hatte und den er auch früher schon nicht wirklich hatte leiden können. Und er traf ihn dabei an, wie er gerade die letzten Seiten seines Kriminalromans in den Computer tippte, den er zuvor mit der Hand geschrieben hatte.

Also bat ihn der Freund, seinen Roman als Erster zu lesen, und ihm zu sagen, was er davon hielt. Johannes tat es und las davon, wie Rico, der Held des Romans seines Freundes, immer wieder versuchte, einen Kriminalroman zu schreiben, und es ihm nicht gelang, und Johannes erkannte sich in Rico genauso wieder, wie ich mich in Johannes wiedererkannte. Er las weiter, wie Rico, ein ziemlich eiskalter, skrupelloser Drecksack Marke Delon, einen Bekannten besuchte, der gerade seinen Kriminalroman beendet hatte und es ihm als Erstem zu lesen gab. Rico erkannte seine Chance, murkste seinen Bekannten ab und ließ ihn verschwinden, um sich das Manuskript unter den Nagel zu reißen und es als seines auszugeben. Johannes verfolgte atemlos, wie Rico damit Erfolg hatte, wie ›sein‹ Buch ein Verkaufsschlager wurde, verfilmt wurde, und wie Rico mit dem Kriminalroman seines alten Freundes reich wurde.

Und er erkannte die Chance, seinen Traum zu verwirklichen. Johannes – so las ich weiter im Manuskript auf der CD von Tomms Vetter Michael – brachte seinen alten ungeliebten Freund um die Ecke, machte alles genauso wie Rico und gab das Manuskript seines von ihm ermordeten Freundes als sein eigenes aus. Er konnte genau wie Rico erleben, wie das Buch mit Rico ein Bestseller wurde, wie die Filmrechte teuer verkauft wurden, wie er durch die Einnahmen aus Buch und Film steinreich wurde.

Aber er war nicht blöd genug, um damit davonzukommen. Denn anders als Rico war er nicht nur hinter dem Geld her, um davon in Saus und Braus leben zu können. Nein, Johannes wollte als ›Autor‹ anerkannt werden und sonnte sich in dem Ruhm, den ›sein‹ Buch ihm bot, gefiel sich in der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde und ließ sich aus Eitelkeit von seinem Verlag überreden, noch einen weiteren Kriminalroman zu schreiben.

Aber das war



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